Institut für Medien, ­Politik & Theater

X-Erinnerungen

Tangente Festival S. Pölten 2024

Weltweit werden koloniale Denkmäler gestürzt und Straßen umgewidmet, Geschichte wird neu geschrieben. Lange unterdrückte Perspektiven finden mit ihren Erinnerungen endlich Gehör. Gleichzeitig versuchen nationalistisch-rechte Kräfte in Österreich wie anderswo Erinnerung zu kapern und die Geschichte umzudeuten.

Für „X-Erinnerungen“ begeben sich lokale und ­internationale Künstler:innen auf Spurensuche in St. Pölten. Insgesamt 21 Orte, darunter private Wohnungen, ver­lassene Fabriken, historische Bauernhöfe und versteckte Vereinsheime, werden zu Aushandlungsorten von Erin­nerungen. Welche Geschichten verbergen sich im Wohn­zimmer hinter der unauffälligen Fassade in der Fußgängerzone? Und wohin führen die Erzählungen von der ehemaligen Glanzstoff-Fabrik, deren Geruch jahrzehntelang über St. Pölten hing?

Entlang von drei Routen durch die Stadt entwickeln die beteiligten Künstler:innen jeweils zehnminütige Performances, Theaterstücke und Installationen, die sich das Publikum in Zweiergruppen erschließt. Das Imaginäre, Recherchierte oder Erlebte verbinden sie mit den lokalen Kontexten und schaffen damit unerwartete Begegnungen zwischen damals und heute, hier und dort. Wie können wir gemeinsam erinnern und welche Perspektiven eröffnen sich damit für unser zukünftiges Zusammenleben

„X-Erinnerungen“ ist eine Erweiterung des von Theatermacher Matthias Lilienthal erfundenen Erfolgsformats „X-Wohnungen“, das seit seiner Erstausgabe im Jahr 2002 u. a. in Johannesburg, Caracas, Berlin und Duisburg realisiert wurde.

Mit Projekten von:

Alibeta, Kurdwin Ayub, María Galindo, ‚Bruch‘-, Elisabeth Weilenmann, Theater Perpetuum, Tim Etchells, Institut für Medien, Politik und Theater, Seba Kayan, Sandra Wollner, Dana Michel, makemake produktionen/Sara Ostertag/Paul Plut, Marga Alfeirão, crazinisT artisT, Trajal Harrell, Tine Milz & Fabian Saul, Maksym Rokmaniko (The Center for Spatial Technologies), Samouil Stoyanov, Studierende am Institut für Sprachkunst (Wien)

„Die Stärke der satirisch getönten Inszenierung liegt darin, dass sie keine Betroffenheit ausstellt, sondern diese im Publikum der außen bunten, innen traurigen Szenen erst erzeugt. (...) Noch bedrückender wird der inhaltlich fokussierte, dabei formal verspielte und deshalb, ohne Pathos, auf voller Linie überzeugende Abend, wenn man sich vor Augen hält, dass alles Dargestellte auch Selbsterlebtes der Darstellenden sein kann.”

„Das Stück zeigt die toxischen Strukturen des Machtmissbrauchs in der Kulturbranche schlau und unterhaltsam auf, ohne diese zu verharmlosen, und löst – komplett ohne pathetische Mitleidsbekundungen – Betroffenheit aber auch Tatendrang im Publikum aus. Egal, ob man mit der Branche vertraut ist oder nicht, 'Nestbeschmutzung' bietet ein kurzweiliges und informatives Theatererlebnis und ist ein Vorzeigebeispiel für Recherchetheater, das sich seinen Themen nicht nur mit künstlerischer sondern auch inhaltlicher Verantwortung widmet."